Resümee ARD Themenwoche "Glück" - Glücksdetektiv
ARD Themenwoche Glück - Glücksdetektiv

Resümee ARD Themenwoche „Glück“

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich mich sehr darüber gefreut habe, dass es überhaupt eine solche Themenwoche gibt. Sie ist schon daher positiv zu bewerten, weil sie dem Thema Aufmerksamkeit schenkt und es so ins Bewusstsein der Menschen rückt. Wenn der ein oder andere inspiriert durch diese Woche damit beginnt, sich Gedanken über sein persönliches Glück zu machen, ist schon viel gewonnen.

Allerdings sind solche Sendungen natürlich auch in der Lage, das Thema ins Lächerliche zu rücken, Vorurteile zu bekräftigen und einen falschen Eindruck von der Glücksforschung zu vermitteln. Und aus diesem Grund habe ich die Woche auch mit einem besonders kritischen Blick verfolgt.

Was mir an der Themenwoche „Glück“ weniger gut gefallen hat

1. Thematisierte vorrangig Glück des Moments

ARD Themenwoche Glück - GlücksdetektivSehr schade fand ich, dass ein Großteil der Sendungen fast ausschließlich dem Glück des Moments gewidmet war. Dauerhafte Zufriedenheit, Wohlbefinden oder die Frage eines erfüllten Lebens wurde hingegen selten thematisiert. So manche Sendungen handelte daher schlichtweg vom Fallschirmspringen, Casino-Spielen oder Ausdauersport.

2. Mitunter voreingenommene Berichterstattung

Daneben hatte ich den Eindruck, dass manche Sendungen von vorneherein stark gefärbt waren, so dass die skeptische oder ablehnende Haltung des Moderators/Redakteurs zu jeder Zeit spürbar war. Die vorgestellten  Personen wurden so in die Esoterik-Ecke oder vollends ins Lächerliche gezogen.

So wurde der Mann, der einen Verein zur Förderung des Müßiggangs gegründet hat, als fauler, eher seltsamer Kauz dargestellt. Die Vorteile, die bewusster Müßiggang mit sich bringen kann (Kreativität, mehr Aufmerksamkeit, gesunder Geist und Körper etc.) wurden lediglich im letzten Satz einmal erwähnt. Zu wenig, um einem solchen Thema gerecht zu werden.

Bestimmt jede zweite Sendung schloss zudem eine Aussage des Philosophen Prof. Wilhelm Schmids ein. Dieser ist bekannt für seine Forderungen, das Unglück zuzulassen und die Vorteile der Unzufriedenheit zu betonen. Auch wenn seine Einwände durchaus Berechtigung haben, konnte ich mich dem Eindruck nicht erwehren, dass er insbesondere deswegen zitiert wurde, weil sich einige Sendungen schlichtweg nicht getraut haben, „nur“ vom Glück zu handeln. Wahrscheinlich aus Angst davor, nicht ernst genommen zu werden, schloss so manche Dokumentation mit einer Aussage wie der folgenden: „Vielleicht liegt das Geheimnis eines guten Lebens gerade dahin, ab und an aufs Glück zu pfeifen“. Der Erkenntnisgewinn erschließt sich mir nicht wirklich.

3. Starker Fokus auf Geld

Da fast ausschließlich das Glück des Moments thematisiert wurde, standen in den meisten Sendungen so genannte „harte“ Faktoren des Glücks im Vordergrund. Das größte Interesse galt meines Erachtens nach dem Zusammenhang zwischen Geld und Glück. Zahlreiche Dokumentationen zeigten Ausschnitte aus dem Leben von Lottogewinnern oder thematisierten materiellen Besitz.

Das ist an sich natürlich nichts Verwerfliches und durchaus ein spannendes Thema, doch wurden meiner Auffassung nach selten die „richtigen“ Fragen gestellt, um dem Ganzen eine wirkliche Botschaft zu entnehmen.

ARD Themenwoche Glück - GlücksdetektivSo wurde eine Superreiche, die gerade in Abu-Dhabi einen Ausstellungsraum im Megaluxushotel gebucht hatte, gefragt, ob Geld wichtig sei. Ihre Antwort lautete natürlich: „Ja“.

Andere Berichte fragten junge Mädchen beim Shopping-Trip, ob sie das Einkaufen glücklich mache. Dass sie diese Fragen bejahten, wird wohl kaum jemand wundern, wird dem Thema aber in keinster Weise gerecht. Insbesondere da ein Großteil der empirischen Forschung zeigt, dass Konsum und Materialismus sich schädlich aufs Wohlbefinden auswirken.

Nur einmal wurde eine Lotto-Millionärin gefragt, ob sie durch das Geld glücklicher geworden sei. Ihre Antwort lautete: „Nein“, wurde aber direkt durch einen Themawechsel übergangen. Dabei wäre eine Nachfrage an dieser Stelle sicherlich aufschlussreich gewesen.

4. Vorrangig Soziologische bzw. Ökonomische Betrachtungsweisen aufs Glück

Mich als Psychologin hat es zudem enttäuscht, dass soziologische bzw. ökonomische Betrachtungen des Glücks in der Themenwoche deutlich überwogen. Das heißt, wenn Forschungsergebnisse berichtet wurden, dann handelte es sich zumeist um Ländervergleiche der Zufriedenheit (soziologische Sichtweise) oder den Zusammenhang von Geld und Glück (ökonomische Sichtweise).

Zentrale psychologische Fragestellungen, wie der Zusammenhang von Glücksempfinden und Persönlichkeit, Einstellung, Optimismus, Dankbarkeit oder Achtsamkeit kamen so gut wie nie zum Zuge. Dabei liegt gerade hier eines der größten Veränderungspotenziale.

Was mir an der Themenwoche „Glück“ gefallen hat

1. Informativ und vielfältig

Einige Sendungen waren durchaus sehr informativ und gewährten selbst dem erfahrenen Glücksforscher höchst interessante Einblicke. Daneben haben sich einige Sendungen auch durchaus um Glaubhaftigkeit bemüht und zahlreiche wissenschaftliche Erkenntnisse zitiert. Spannend fand ich bspw. die Beiträge zu Meditation und was dies aus neuropsychologischer Sicht bewirke. Eine der wenigen Sendungen, die von dauerhafter Zufriedenheit und nicht dem Glück des Moments handelte, befragte u.a. Glücksforscher aus den USA, Japan, Afrika und Deutschland und zeigte so die unterschiedlichen Schwerpunkte im Bereich der Glücksforschung auf.

2. Umfangreiches Onlineangebot

Positiv hervorzuheben ist auch das umfangreiche Onlineangebot zur Themenwoche. Auf die zahlreichen Experten-Interviews und Hintergrundinformationen hatte ich ja bereits hingewiesen. Die Homepage zur Themenwoche wurde jedoch auch laufend aktualisiert und mit diversen Mitmachmöglichkeiten ausgestattet. So konnten sich Interessierte in Live-Chats (u.a. auch mit Eckart von Hirschhausen) austauschen und eigene Antworten auf die Fragen „Was ist für Sie Glück“ sowie „Wann ist Ihnen ein ‚großes Glück‘ begegnet, und wie hat sich dadurch Ihr Lieben verändert?“ posten. 

3. Interessante Menschen und Einzelschicksale

Interessant waren auch die vielfältigen Einzelschicksale, die in den Sendungen präsentiert wurden. Da gab es Lottogewinner und Auswanderer ebenso wie Überlebende eines Flugzeugabsturzes, Menschen, die Angehörige verloren hatten oder Selbstversorger. Wie diese unterschiedlichen Persönlichkeiten mit den Herausforderungen des Lebens umgehen, was sie für das Wichtigste halten, wie Menschen trotz schwerer Schicksalsschläge dennoch ein zufriedenes Leben führen können, war inspirierend zu beobachten.

4. Alle Seiten der Medaille

ARD Themenwoche Glück - GlücksdetektivLobend zu erwähnen ist außerdem, dass die Themenwoche sich bemüht hat, alle Seiten der Medaille darzustellen. Auch wenn ich mich anfangs damit schwergetan habe, dass die Aussagen der verschiedenen Sendungen widersprüchlich waren, bildet das durchaus die Realität ab.

Da gibt es wissenschaftlich fundierte, seriöse Glücksberater ebenso wie es Scharlatane gibt, die mit dem Unglück Anderer Profit machen. Da werden Millionäre gezeigt, die die Anschaffung eines neuen Bentleys planen und im nächsten Moment wird der Zapf-Umzüge-Gründer zitiert, der die Bratwurst am Bahnhof Zoo in Berlin der Lounge des Ritz-Carlton vorzieht. Da gibt es Studentinnen, deren einziges Lebensziel es zu sein scheint, möglichst viel Geld anzuhäufen, während ein Lotterieberater behauptet, dass Geld an sich keinen Wert besäße und wir Glück nur in uns selbst finden könnten.

Und was lernen wir daraus?

Glück ist ein komplexes Thema! Es muss noch stärker erforscht werden und sich noch weiter in der Gesellschaft verankern. Eine Themenwoche „Glück“ in Radio, Fernsehen und Internet ist ein schöner Anfang und mehr muss es vielleicht auch erst einmal nicht sein. Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut…

Und zum Abschluss möchte ich Euch mein persönliches Highlight nicht vorenthalten.

„Wie Menschen das Glück suchen“ war für mich die informativste, inspirierendste und authentischste Sendung, die weder esoterisch noch skeptisch daherkam. Zudem kam sie meiner eigenen Auffassung vom Glück am nächsten, nämlich, dass Glück aus uns selbst heraus kommen kann, wenn man nur mutig, offen und ehrlich genug ist.

4 Comments
  • Ingo Fischer
    Posted at 10:55h, 25 November Antworten

    Liebe Frau Tempel,

    danke für Ihre fundierte Kritik!

    Als Online fine ich es aber schade, dass Sie das umfangreiche Onlineangebot zur TW ausgeblendet haben. Denn sie fand eben nicht nur im Fernsehen und Radio, sondern auch im Internet statt.

    Viele Grüße
    Ingo Fischer

    • Katharina Tempel
      Posted at 19:09h, 25 November Antworten

      Lieber Herr Fischer,

      da haben Sie Recht. Auf das umfangreiche Internetangebot zur ARD Themenwoche hatte ich bereits in meinem ersten Artikel zur Themenwoche verwiesen. Da ich dieses jedoch wirklich als äußerst informativ und ansprechend wahrgenommen habe, ist es nur fair, wenn sich das auch in meiner Kritik spiegelt. Ich habe meinen Beitrag entsprechend ergänzt.

      Liebe Grüße,
      Katharina Tempel

  • Ingo Fischer
    Posted at 11:22h, 27 November Antworten

    Liebe Frau Tempel,

    ich danke Ihnen zweifach: Dass Sie das Angebot von themenwoche.ARD.de in Ihrer Nachkritik ergänzt haben und für Ihr Lob!

    Liebe Grüße
    Ingo Fischer

  • Pingback:“Glück” von Wilhelm Schmid | Glücksdetektiv
    Posted at 10:47h, 03 Februar Antworten

    […] Ingo Fischer sagt:"Liebe Frau Tempel, ich danke Ihnen zweifach: Dass Sie das Angebot von themenwoche.ARD.de in Ihrer Na.." bei Resümee ARD Themenwoche “Glück” […]

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