„The High Price of Materialism“ von Tim Kasser
In einer Welt, in der man den Wert einer Person über seine Besitztümer bestimmt, können wir da glücklich sein? Nein, meint Tim Kasser und begründet in seinem Buch auch warum.
Über den Autor
Tim Kasser ist Professor für Psychologie am Knox College in Illinois. Er forscht seit Jahren mit vielen namhaften Kollegen (allen voran Richard Ryan) auf dem Gebiet Werte und Wohlbefinden und ist berühmt für seine Studien zu den negativen Auswirkungen von Materialismus.
Über das Buch
In „The High Price of Materialism“ zeigt Tim Kasser auf welche Weise unsere moderne Konsumkultur und unser ausgeprägter materialistischer Fokus unser Wohlbefinden und unsere psychische Gesundheit beeinträchtigen. In 9 Kapiteln führt uns der Autor vor Augen, wie unsere Lebensqualität darunter leidet, wenn wir materialistische Werte an erste Stelle setzen.
Kasser zufolge ist Materialismus sowohl ein Ausdruck als auch die Ursache von Unsicherheit und Unzufriedenheit. Anhand mehrerer Studien belegt er, dass materialistische Werte insbesondere von solchen Personen hochgehalten werden, die unsicher sind und über einen geringen Selbstwert verfügen. Diese fehlende Sicherheit würden sie durch den Besitz von möglichst vielen Gütern auszugleichen versuchen, was sie aber von der Befriedigung ihrer eigentlichen Bedürfnisse abhält und ihre Unzufriedenheit somit noch weiter verstärkt.
Ein weiteres Kapitel wird dem Thema Beziehungen gewidmet und wie diese in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn materialistische Werte unser Denken und Handeln dominieren. So belegen zahlreiche Studien, dass Menschen, die Konsumgütern einen hohen Stellenwert beimessen, weniger empathisch und großzügig sind und dazu neigen, ihre Mitmenschen als Objekte zu betrachten, die ihnen Vorteile oder Nachteile verschaffen können.
Auch unsere persönliche Freiheit wird durch materialistische Werte verringert. Studien zufolge legen Personen, die sich viel aus Geld, Ruhm und Schönheit machen, weniger Wert auf Autonomie und Authentizität. Sie sind häufiger extrinsisch motiviert und wenden sich daher auch vorrangig solchen Aktivitäten zu. Damit verpassen sie bspw. auch die Möglichkeit Flow zu erfahren bzw. Befriedigung aus ihren Tätigkeiten zu ziehen.
Zu guter Letzt wendet sich der Autor auch dem größeren Ganzen zu, indem er aufführt, dass ein zu starker Fokus auf Materialismus nicht nur das Wohlbefinden der jeweiligen Personen verringert, die diese Werte aufweisen, sondern auch das weiterer Menschen, der Gesellschaft und des Planeten als Ganzen. Kinder würden bspw. von ihren materialistischen Eltern lernen, dass Zuneigung durch teure Geschenke ausgedrückt wird und es wichtiger ist, Geld anzuhäufen, als Zeit mit der Familie zu verbringen. Materialistische Menschen in Machtpositionen würden Entscheidungen treffen, die die Maximierung des Gewinns an erste Stelle setzen und nicht das Wohl der Gemeinschaft. Und last but not least ist da ja auch noch unsere Umwelt, der durch unseren beständigen Überkonsum erheblicher Schaden zugefügt wird.
Hier noch ein sehr sehenswertes Video über das Buch und die negativen Folgen von zu starkem Materialismus:
Das gewisse Etwas
„The High Price of Materialism“ ist gut geschrieben und einfach zu lesen. Vor allem aber stellt der Autor keine Behauptungen auf, die er nicht mit zahlreichen Studien aus seinem eigenen Labor, aber auch durch Erkenntnisse anderer Forscher untermauern kann. Dabei beleuchtet er nicht nur den Einzelnen, sondern auch Partnerschaften, Familien, die Gesellschaft, den Kapitalismus und den Planeten als Ganzes. Das letzte Kapitel ist schließlich gänzlich der Frage gewidmet, wie wir unsere gegenwärtige Konsumhaltung verändern und die Welt zum Besseren führen können. Darin unterbreitet der Autor viele sinnvolle Vorschläge dazu, was jeder Einzelne tun kann, um sein Leben zu verändern, aber auch was Gesellschaft, Wirtschaft und Politik unternehmen sollten, um diesem Teufelskreis ein Ende zu bereiten.
Fazit
„The High Price of Materialism“ fasst auf 115 Seiten die Ergebnisse jahrzehntelanger Forschung zusammen und belegt eindrucksvoll, wie sich unsere Lebensqualität verringert, je stärker wir materialistische Werte in den Vordergrund stellen. Da das Thema sehr komplex ist, hätte ich mir insgesamt etwas mehr Struktur und Gliederung gewünscht, um der Argumentation des Autors besser folgen zu können.
Nichtsdestotrotz ist das Buch ein bemerkenswertes Plädoyer für eine Rückbesinnung auf intrinsische Werte und all jene Dinge, die unsere Bedürfnisse befriedigen und das Leben erst wirklich lebenswert machen. Und das gelingt Tim Kasser ohne dabei den moralischen Zeigefinger zu erheben. Nämlich einfach, indem er uns aufzeigt, wie schädlich und weitreichend die Konsequenzen eines zu starken Fokus auf Materialismus sind. Sein Buch schafft ein Bewusstsein für diese wichtige Thematik und lässt einen das größere Ganze erkennen. Es geht nämlich nicht nur darum, dass wir uns mit Geld kein Glück erkaufen können, sondern auch darum, auf welche Weise die Tretmühle des Materialismus uns Menschen und unserem Zusammenleben schadet und wie man dadurch seinem eigenen Glück und dem einer gelingenden Gesellschaft im Wege steht.
Glücksdetektiv sagt:
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