Ist die Glücksforschung egoistisch? - Glücksdetektiv

Ist die Glücksforschung egoistisch?

Es gibt immer wieder Menschen, die die Glücksforschung heftig kritisieren. Ein häufiges Vorurteil lautet, dass die Suche nach dem Glück egoistisch wäre und glückliche Menschen solche, die nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind.

Aber ist das wirklich so?

Ist Glück Privatvergnügen?

Zunächst einmal stellt sich die Frage, wer für die Suche nach dem Glück überhaupt verantwortlich ist?

Glücksforschung egoistisch - GlücksdetektivSprichwörter wie: „Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied“ suggerieren, dass Glück eine Sache des Einzelnen ist. Das stimmt auch in einem gewissen Rahmen, denn der Einzelne kann durch Gedanken und Handlungen viel an seinem persönlichen Glück bewirken.

Darüber hinaus bestimmen auch unsere individuellen Gene und unsere Persönlichkeit, wie zufrieden wir uns fühlen.

Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Denn wir wissen auch, dass gesellschaftliche Strukturen und politische Entscheidungen unser Glücksniveau beeinflussen können. So sind in der Regel Menschen aus solchen Ländern glücklicher, die über politische Stabilität, Rechtstaatlichkeit und gerechte Strukturen verfügen.

Manche behaupten, es sei nicht Aufgabe des Staates seine Bürger glücklich zu machen. Aber eine gute Regierung würde genau darauf abzielen. Denn glückliche Menschen sind nicht nur zufriedener, sondern auch produktiver und kreativer, sie sind gesünder und leben länger.

Mit Glück ist eben nicht nur gemeint, ob man besser oder schlechter gelaunt ist. Seine Auswirkungen durchdringen alle gesellschaftlichen Ebenen und das macht das Thema Glück nicht nur zum Einzelvergnügen sondern auch gesellschafts- und politikrelevant.

Sind glückliche Menschen egoistisch?

Glücksforschung egoistisch - GlücksdetektivSchon Albert Schweitzer behauptete: „Das Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt.“ Und er hat Recht.

Glückliche Menschen sind eindeutig keine egoistischen Menschen. Im Gegenteil: es gibt zahlreiche Studien, die Zusammenhänge zwischen sozialen Verhaltensweisen und Glück aufzeigen.

So sind glückliche Menschen hilfsbereiter als weniger glückliche Menschen und z.B. häufiger ehrenamtlich tätig. Auf der anderen Seite macht helfen nachweislich glücklicher (Tkach, 2005).

Zudem sind soziale Beziehungen einer der größten Glücksgaranten überhaupt. Die glücklichsten Menschen berichten von äußerst zufriedenstellenden Beziehungen zu Freunden, Partnern und Familienmitgliedern (Diener & Seligman, 2002).

Glückliche Menschen sind zudem freundlicher (Otake et al., 2006) und empfinden mehr Dankbarkeit. Gleichzeitig führt Freundlichkeit zu mehr Wohlbefinden und steigert die Beliebtheit bei Freunden (Lyubomirsky et al., 2006).

Bereits auf Ebene unserer Ziele und Motive zeigt sich, dass nicht solche Menschen am glücklichsten sind, die beruflichen oder materiellen Erfolg, also egoistische Ziele anstreben – sondern diejenigen, deren Ziele mit persönlichem Wachstum, zwischenmenschlichen Beziehungen und Beiträgen zur Gesellschaft einhergehen.

Und was lernen wir daraus?

Wenn es eine Sache gibt, die man dem Thema Glück keinesfalls vorwerfen kann, dann ist das die Behauptung, dass glückliche Menschen egoistisch seien. Ich kenne kein einziges Forschungsergebnis, das diese Behauptung bestätigen würde. Im Gegenteil, die Forschung ist voll mit Studien die zeigen, dass glückliche Menschen häufiger ehrenamtlich tätig sind, befriedigendere Beziehungen führen, freundlicher und beliebter sind. Es ist daher absolut nicht verwerflich, wenn man versucht, sein eigenes Glück zu steigern. Im Grunde genommen tut man der Gesellschaft damit sogar einen Gefallen.

Literatur:

  • Diener, E. & Seligman, M. E. P. (2002). Very happy people. Psychological Science 13(1), 81-84.
  • Lyubomirsky, S., Tkach, C. & Sheldon, K. M. (2005). Pursuing sustained happiness through random acts of kindness and counting one’s blessings: Tests of two 6-week interventions. Unpublished manuscript, Department of Psychology, University of California, Riverside.
  • Otake, K., Shimai, S., Tanaka-Matsumi, J., Otsui, K. & Fredrickson, B. L. (2006). Happy people become happier through kindness: A counting kindnesses intervention. Journal of Happiness Studies, 7(3), 361-375.
  • Tkach, C. (2005). Unlocking the treasury of human kindness: Enduring improvements in mood, happiness, and self-evaluations. Dissertation. University of California, Riverside.
5 Comments
  • Norman | vomLeben.de
    Posted at 21:02h, 16 Juni Antworten

    Hey Katharina,

    danke für diese tolle Erkenntnis zum Glück. Du gibst uns damit noch mehr Anreize nach Glück und Zufriedenheit zu streben. Und ein schlechtes Gewissen braucht dank dir nun auch niemand mehr zu haben =)

    Ich habe auch schon einen Artikel zum Glück auf meinem Blog verfasst. Meine Auffassung ist dabei eher die, dass jeder sein Glück ganz alleine schaffen kann. Ich verfolge mehr den stoischen Ansatz nach dem Motto „Schlüssel zum Glück? Die Tür ist doch offen!“. Ein durch die eigene innere Haltung geschaffenes, beständiges ruhiges Glück ist meiner Meinung nach das Optimum.

    Hast du dich mit dieser Herangehensweise auch schon beschäftigt?

    Liebe Grüße

    Norman

    • Katharina Tempel
      Posted at 19:19h, 18 Juni Antworten

      Absolut. Ich bin der Überzeugung, dass wir über unsere innere Haltung sehr viel bewegen können. Unsere Gedanken, Einstellungen und Zuschreibungen spielen eine wichtige Rolle auf der Suche nach dem Glück. Ich möchte dem Thema auch bald noch mal einen ausführlichen Beitrag widmen.
      Liebe Grüße,
      Katharina

  • Pingback:Das einzige, von dem du dich gleich jetzt anstecken lassen solltest - Glücksdetektiv
    Posted at 11:54h, 22 März Antworten

    […] Warum es zu dieser Übertragung kommt ist noch nicht abschließend geklärt. Vielleicht liegt es daran, dass glückliche Menschen hilfsbereiter, großzügiger und freundlicher sind. […]

  • Günter Rößiger
    Posted at 11:11h, 31 Mai Antworten

    Das Glück erlebe ich jeden Tag! Die Intensität des Glücks nimmt auch durch den nicht mehr abzuwendenden Tod meiner krebskanken Frau nicht ab. Ich empfinde es als eine besondere Change in einer tieferen Art Glück gleichzeitig zu geben und zu empfangen. Glück scheint mir auch dann vorzuliegen, wenn ich keinen Mangel an der Nähe zu mir Selbst verspüren. Wir haben den ambulanten ehrenamtlichen Besucherdienst zu uns vermittelt beansprucht. Auch hier verspüre wir ein großes Glück von Menschen umgeben zu
    sein, welche diese Aufgabe aus einer Begeisterung heraus erfüllen die auch Sie mit Glück erfüllt.
    Glück ist es auch, wenn fast alle Personen sich darauf einlassen sich gegenseitig aus zu sprechen. Wir Mitmenschen scheinen doch in vielen Dingen ähnlich gestrickt zu sein.
    Dieses unerwartete Glück hat sogar einen besonderen Wert, weil es uns tröstet wenn auch wir einmal dieses ehrlichen Glücks benötigen.
    Viel Spaß dabe, im Miteinander einen Teil des Glücks mit zu erleben.

    • Glücksdetektiv
      Posted at 11:49h, 31 Mai Antworten

      Vielen Dank für deinen Beitrag, der mal wieder zeigt, das Glück uns in vielen verschiedenen Formen im Alltag begleitet.

      Alles Liebe für dich,
      Katharina

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