Die 10 wichtigsten Erkenntnisse der Glücksforschung und was sie für dich bedeuten
Seit Gründung der Positiven Psychologie in den späten 1990er Jahren haben viele spannende und wichtige Erkenntnisse das Licht der Welt erblickt. Erkenntnisse darüber, ob und wie wir glücklicher werden können und welche Zutaten wir für ein erfülltes Leben brauchen. Heute möchte ich dir die wichtigsten vorstellen.
Wenn du nicht genau weist, was sich hinter dem Begriff Positive Psychologie versteckt, kannst du das hier nachlesen. Ansonsten starten wir direkt. Hier sind die 10 wichtigsten Erkenntnisse der Glücksforschung:
1. Positives und Negatives existieren unabhängig voneinander
Das bedeutet, dass die Abwesenheit von Problemen nicht zwangsläufig zur Anwesenheit guter Dinge führt. Lange hat man geglaubt, dass die Anwesenheit des einen das andere ausschließen würde.
Aber das stimmt so nicht. Positives und Negatives können gleichzeitig vorhanden sein oder auch nicht (Bradburn, 1969).
BEDEUTUNG: es reicht nicht alleine aus, deine Probleme zu lösen oder deine negativen Gefühle zu reduzieren. Du musst gleichzeitig auch etwas für deine positiven Emotionen tun, wenn du mehr willst als lediglich normal zu funktionieren.
2. Menschen können glücklicher werden
Viele Forscher waren zunächst der Meinung, dass wir an unserem Glück so wenig ändern können wie an unserer Körpergröße. Es würde schlichtweg in unseren Genen oder unserer Persönlichkeit liegen, wie gut wir uns fühlen und basta.
Gott sei Dank haben diese Personen nicht Recht behalten, das beweisen allein die zahlreichen Studien, in denen Menschen durch kleine Veränderungen ihrer Einstellungen und Gewohnheiten glücklicher wurden.
BEDEUTUNG: Unabhängig davon was dir in die Wiege gelegt wurde und wie es dir jetzt gerade geht, kannst du aktiv etwas dafür tun glücklicher zu werden.
3. Glück und Wohlbefinden hängen weniger von den äußeren Umständen ab als davon, wie wir diese Umstände interpretieren
Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass äußere Lebensereignisse, z.B. welchen Job wir haben, welches Auto wir fahren, wie viel Geld wir haben etc. nicht so bedeutend sind, wie man das ursprünglich erwartet hatte.
Dies ist eine meiner Lieblingserkenntnisse, denn sie zeigt, dass theoretisch jeder Mensch die Möglichkeit hat, glücklicher zu werden. Man muss dazu nicht etwas Bestimmtes besitzen oder haben.
BEDEUTUNG: auch wenn du nur über geringe Mittel verfügst und nie reich, berühmt oder von den Massen verehrt wirst, kannst du glücklich sein.
Selbst, wenn du dich dazu entschließen solltest in einer kleinen Fischerhütte auf Grönland zu leben…
4. Soziale Beziehungen sind wesentlich für unser Glück
Anfangs hat man sich viel mit der Frage beschäftigt, was glückliche Menschen von weniger glücklichen Menschen unterscheidet. Was machen sie anders? Was haben sie mehr?
Die überraschende Erkenntnis war die, dass der einzige äußere Faktor, der sehr glückliche von weniger glücklichen Menschen unterscheidet, gute soziale Beziehungen sind.
Dabei ist nicht wichtig, wie viele Beziehungen jemand hat. Qualität geht vor Quantität.
BEDEUTUNG: kümmere dich um deine Freunde, Partner oder Familienangehörigen. Sie sind ein echter Quell fortwährenden Glücks.
Du tust deinem Glück keinen Gefallen wenn du dauerhaft deine Beziehungen vernachlässigst um anderen Zielen hinterher zu rennen.
5. Erfahrungen machen glücklicher als Besitztümer
Ein Theaterbesuch, eine Reise oder ein gutes Essen mit Freunden trägt mehr zu unserem Wohlbefinden bei als ein neuer Fernseher oder ein neues Handy. Wir haben weniger Stress im Vorhinein, profitieren stärker von der Erfahrung und werden im Nachhinein sogar oftmals noch zufriedener, als wenn wir uns etwas Neues anschaffen.
BEDEUTUNG: Wenn du dir etwas Gutes tun möchtest, investiere dein Geld häufiger in Erlebnisse und Erfahrungen als in den Erwerb von Besitztümern. Ganz abgesehen davon, dass dich das auch deutlich günstiger kommt…
6. Glückliche Menschen sind gesünder und leben länger
Schon der gute Voltaire meinte: „Ich habe beschlossen glücklich zu sein, weil es sehr förderlich für die Gesundheit ist“. Wie Recht er hat, zeigte sich erst in den letzten Jahren.
Denn glückliche Menschen haben ein besseres Immunsystem, ein geringeres Krankheitsrisiko und leben bis zu zehn Jahre länger als weniger glückliche Menschen. Und unsere Gesundheit müssen wir doch hegen und pflegen…
BEDEUTUNG: Gerade wenn du häufiger krank wirst, z.B. alle paar Monate erkältet, solltest du dich um dein emotionales Wohlbefinden kümmern. Dein Körper zeigt dir, dass etwas nicht stimmt. Hör auf ihn und kümmere dich um dich.
7. Freude und Vergnügen sind nicht alles
Für ein erfülltes Leben brauchen wir mehr als häufig guter Laune zu sein. Positive Emotionen sind wichtig, aber nicht alles.
Wir brauchen auch das Gefühl, dass unser Leben einen Sinn hat. Wir wollen uns anderen Menschen verbunden fühlen, in einer Tätigkeit aufgehen und unsere Ziele erreichen.
Wer regelmäßig den Glücksdetektiv liest, weiß, dass es auch auf diesem Blog nicht ums gelegentliche Vergnügen oder dem Hinterherjagen guter Laune geht, sondern um dauerhafte Zustände von Zufriedenheit und Erfüllung.
BEDEUTUNG: wie bei so vielem im Leben geht es auch hier wieder um die Balance: du solltest Spaß im Leben haben. Ja! Aber das höchste Wohlbefinden erreichst du, wenn du darüber hinaus auch nach Bedeutung strebst.
Z.B. durch einen Job, indem du deine Talente entfalten kannst oder durch ein Hobby oder Ehrenamt, dass dir am Herzen liegt.
8. Optimisten kommen weiter
Lange hat man auf Optimisten herabgeblickt als die Leute mit der rosaroten Brille, die jeglichen Realitätssinn verloren haben. Doch dann wurde Optimismus wissenschaftlich erforscht und siehe da: die unterschiedliche Denkweise der Optimisten führt dazu, dass sie zufriedener, gesünder und erfolgreicher sind.
Sie haben einen höheren Selbstwert, sind deutlich widerstandsfähiger gegen eine Reihe psychischer Störungen und erholen sich schneller von Schicksalsschlägen als ihre pessimistischen Zeitgenossen.
BEDEUTUNG: eine optimistische Sichtweise macht dein Leben reicher. Und das schönste daran ist: sie ist erlernbar. Und zwar, indem du auf deine Gedanken achtest und alternative Erklärungsmöglichkeiten suchst.
9. Glück ist ansteckend
Genau wie Lachen ist auch Glück hochansteckend. Warum das so ist, ist noch nicht abschließend geklärt. Vielleicht liegt es daran, dass glückliche Menschen in der Regel freundlicher und hilfsbereiter sind. Vielleicht hat es aber auch mit Imitationseffekten zu tun.
Bisher gilt: Glück kann sich über bis zu drei Ecken übertragen. Du profitierst also auch noch davon, wenn ein Freund deines Freundes deiner Schwester glücklich ist.
BEDEUTUNG: Umgib dich mit glücklichen Menschen, dann steigt auch deine Wahrscheinlichkeit glücklicher zu werden.
10. Positive Emotionen erweitern unser Verhaltens- und Gedankenrepertoire
Diese bedeutende Erkenntnis haben wir einer der größten Koryphäen auf dem Gebiet der Positiven Psychologie zu verdanken: Barbara Fredrickson. In Jahrzehntelangen Studien konnte sie feststellen, dass positive Emotionen dafür sorgen, dass wir das größere Ganze sehen, kreativer und mental flexibler werden.
Zudem bauen wir neue Ressourcen auf, wenn immer wir uns gut fühlen. So wie Kinder beim Spielen ihre motorischen, sprachlichen und sonstigen Fähigkeiten trainieren, entwickeln wir auch als Erwachsene noch fortlaufend neue Fähigkeiten, wenn wir positiver Stimmung sind.
BEDEUTUNG: Wer den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, sollte mal einen Blick auf seine Emotionen werfen. Negative Emotionen schränken das Denken ein. Positive erweitern es.
Außerdem zeigt Fredricksons Theorie, wie wichtig positive Emotionen für unsere weitere Entwicklung sind. Sie dienen also nicht bloß zu unserem Vergnügen…
Ich hoffe, ich konnte dir ein paar spannende Einblicke in die Welt der Positiven Psychologie liefern. Wenn die vergangenen 20 Jahre Glücksforschung schon so viele wertvolle Erkenntnisse zu Tage gebracht haben, dann kann ich nur sagen: ich freu mich auf die nächsten 20!
Und wenn du jetzt auch Feuer und Flamme für die Erkenntnisse der Glücksforschung bzw. die Welt der Positiven Psychologie bist, dann schicke meinen Artikel auch an deine Freunde und Kollegen und mach hier mit:
Alles Liebe,
Deine Katharina
Andrea
Posted at 10:29h, 05 MaiEine schöne, knackige Zusammenfassung! 🙂 Und mal wieder ein guter Gedankenanstoß. Mir gefällt dieser Blog. Da ist nichts Abgehobenes, aber auch kein billiges Heilsversprechen. Alles ist lebensnah und nachvollziehbar. Mich hat dieser Beitrag noch mal sehr zum Nachdenken angeregt, v.a die Punkte 1 und 5. Passt gerade. 🙂 Danke!
Glücksdetektiv
Posted at 16:17h, 05 MaiLiebe Andrea,
ganz herzlichen Dank für dein schönes Lob.
Genau darum geht es mir: wichtige Informationen und praktische, lebensnahe Hilfestellungen bereitzustellen und es bedeutet mir sehr viel, dass das anscheinend auch so ankommt.
Alles Liebe,
Katharina
Pingback:Experteninterview mit Jenny Krapohl von Wege ins Glück - Glücksdetektiv
Posted at 13:13h, 17 August[…] und wichtigsten Informationen rund ums Glück. Mein Fachwissen beruht jedoch in erster Linie auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Deswegen ist es Zeit jemand aus der Praxis zu Wort kommen zu […]
Pingback:Berufswahl - die eigene Berufung finden - Glücksdetektiv
Posted at 21:08h, 09 Februar[…] Zahlreiche Glücksforscher sind sich einig darin, dass zu einem erfüllten Leben vor allem zweierlei gehört: Freude und Bedeutung. […]
M.Hartmann
Posted at 09:21h, 09 MaiLiebe Katharina,
ich danke?dir sehr
für viele gute und hilfreiche Beiträge?!
?liche Grüße,
Martina?
Katharina Tempel
Posted at 13:33h, 12 MaiVielen Dank für deinen schönen Kommentar Martina.
Es freut mich sehr, dass dir meine Beiträge gefallen.
Alles Gute für dich,
Katharina
Sarah van den Borre
Posted at 14:08h, 02 OktoberHey Katharina,
ich finde deinen Blockeintrag wirklich sehr spannend und super zusammengefasst!
Wir halten nächste Woche einen Vortrag an einer Schule zum Thema Glück und hatten überlegt, ob wir uns an diesem Eintrag orientieren. Dabei wäre es uns nur sehr wichtig, dass wir auch Quellen zu den Studien haben. Da wollte ich dich einfach mal fragen, ob du nicht zufällig ein Dokument hast, wo du die wichtigsten Quellen zu den Erkenntnissen drin hast?
Wir würden uns super freuen, da glücklich sein unserer Meinung ein Thema ist, das in der Schule sonst oft zu kurz kommt.
Liebe Grüße und noch einen glücklichen Tag
Sari
Katharina Tempel
Posted at 16:14h, 12 OktoberOhje, ich habe deinen Kommentar gerade erst gesehen.
Jetzt ist es vermutlich schon zu spät…
Teilweise habe ich die Studien verlinkt, auf die ich mich berufen habe. Ansonsten ist auch in den verlinkten Artikeln noch mal Literatur genannt.
Insgesamt sind Sonja Luybomirsky, Barbara Fredrickson, Ed Diener und Martin Seligman wichtige Forscher auf dem Gebiet, über die man viele Informationen erhält.
Alles Liebe für euch,
Katharina
Florian
Posted at 14:18h, 14 JanuarVielen Dank für diese Zusammenfassung!
Ich bin immer wieder überrascht, dass ich jedesmal etwas neues lernen kann, wenn ich hier den neuesten Artikel lese.
Besonders Punkt 2 finde ich wirklich ermutigend, weil es einem Hoffnung gibt in Zeiten, wenn diese verloren scheint.
Danke dafür!
LG,
Flo von Lebensplanet